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Die jüdische Gemeinde Laupheim und ihre Zerstörung

Gedenkbuch Seiten 29 - 30

ADLER Eugen und WOLF Betty,

König-Wilhelm-Straße 21

 

KARL NEIDLINGER

Eugen Adler, geb. 3.2.1860 in Laupheim, ledig, gest. 17.10.1942 im KZ Theresienstadt.
Betty Wolf, geb. Adler, geb. 15.6.1863 in Laupheim, Witwe von Abraham Wolf, Kaufmann in Buchen im Odenwald, gest. 24.12.1941 in Laupheim.
[Eltern: Isidor und Judith Adler, geb. Engel] 

Eugen Adler war der älteste Sohn Isidor Adlers. Von den sechs Kindern aus der
ersten Ehe Isidor Adlers mit Judith Engel erreichten drei das Erwachsenenalter: Eugen, Betty und Simon (geb.1867). Eugen blieb zeitlebens ledig und arbeitete in der elterlichen Firma mit. Als sein Halbbruder Jakob im Jahr 1905 in der König-Wilhelm-Straße ein neues Wohnhaus errichtete, beteiligte sich Eugen vermutlich an dem Neubau, denn er bewohnte dort seither das Dachgeschoss. Er hatte eine christliche Haushälterin, eine ältere Frau namens Luise Eichmann, und er lebte sehr sparsam und zurückgezogen.

 

  
Edmund (li) und Eugen Adler 1937 Dr. Simon Adler, Berlin-Pankow,
Kaiserlicher Leutnant, 1915

Seine drei Jahre jüngere Schwester Betty war in Buchen im Odenwald mit dem Kaufmann Abraham Wolf verheiratet gewesen. Sie hatten mehrere Töchter, von denen zwei in der NS-Zeit nach Südafrika emigrierten. Nach dem Tod Abraham Wolfs zog Betty Wolf im März 1939 wieder nach Laupheim, in das Haus König-Wilhelm-Straße 21, wo zu diesem Zeitpunkt noch Eugen und seine Schwägerin Berta, geb. Herzfeld, die Witwe Jakob Adlers, wohnten. Bei Berta Adler war von 1934 bis 1939 Maria Füssinger geb. Pretzel als Dienstmädchen beschäftigt, die hochbetagt heute in Friedrichshafen lebt und zu diesem Text wertvolle Informationen beisteuern konnte. Der jüngere Bruder der beiden war Dr. Simon Adler, der in Berlin-Pankow lebte und im Ersten Weltkrieg als Offizier diente. Außer dem Foto, das ihn im Jahr 1915 als schicken kaiserlichen Leutnant zeigt, ist über ihn jedoch nichts bekannt.

Eugen Adler und Betty Wolf mussten das Haus König-Wilhelm-Straße  21 im Herbst 1941 verlassen und wurden in das ehemalige Rabbinat zwangsumquartiert. Dort verstarb Betty Wolf an Heiligabend des gleichen Jahres. Ihr 82jähriger Bruder Eugen aber musste auch noch das Schicksal der Deportation erleiden. Mit dem gleichen Transport wie Edmund Adler wurde er am 19. August 1942 nach Theresienstadt verschleppt, wo er im Oktober den menschenunwürdigen Bedingungen erlag und starb.

 

  

 Sonntagsspaziergang um 1930 mit der ganzen Verwandtschaft. Von links: Edmund und

Mathilde Adler, Irene, Eugen, Liesel, Bertha Netter, Lotte, Betty Wolf geb. Adler.


 

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